Selbstverständnis

Ortsgruppe Kaiserslautern

Dieser Text soll vermitteln, wie wir uns selbst verstehen. Wir veröffentlichen ihn, damit es für Interessierte leichter ist, sich ein Bild von uns zu machen – abseits der mitunter recht verzerrten medialen Berichterstattung. Die hier ausgedrückten Positionen sind die unseren, und decken sich nicht notwendigerweise mit den Positionen anderer Ortsgruppen.

Klimagerechtigkeit

Wir kämpfen für Klimagerechtigkeit. Wir beschränken uns nicht auf reinen Klimaschutz, weil wir erkannt haben, dass der Klimawandel mit vielen anderen Missständen untrennbar zusammenhängt. So denken wir in unserem Aktivismus explizit die Soziale Frage mit, ebenso wie die Systemfrage. Die Ökologische und die Soziale Frage schließen sich nicht aus, und dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Wir sind uns bewusst, dass vor allem die Menschen am härtesten vom Klimawandel betroffen sind, die am wenigsten zu ihm beitragen, und verwehren uns gegen eine Klimapolitik, die auf Kosten ohnehin schon marginalisierter Gruppen gemacht werden soll.

Ziviler Ungehorsam

Wir erkennen an, dass Missstände sich nicht überwinden lassen, wenn man sich an die Strukturen klammert, die diese erzeugen. Deshalb begreifen wir unsere Streiks als eine Form des Zivilen Ungehorsams. Das bedeutet, dass wir uns nicht notwendigerweise an alle Normen und Regeln halten, die uns von anderen aufgezwungen werden, auch wenn diese sich als Autoritäten verstehen. Wir organisieren uns auf Basis gegenseitigen Respekts, nicht auf Basis von Herrschaft und Unterwerfung.

Basisdemokratische Organisierung

Wir begreifen uns als basisdemokratisch, und kämpfen dafür, dass Entscheidungen primär von den Menschen getroffen werden, die von ihnen betroffen sind, und wollen das so gut wie möglich auch vorleben. Im Folgenden wird aufgezeigt, wie sich das in unserer Organisationsstruktur gestaltet.

Autonome Ortsgruppe

Wie jede Ortsgruppe von Fridays for Future sind wir komplett unabhängig. Das heißt, es gibt keine übergeordnete Instanz, die uns gegenüber weisungsbefugt ist. Alle Positionen, die wir vertreten, sind unsere eigenen, für alle Aktionen, die wir machen, zeichnen wir uns selbst verantwortlich. Mit anderen Ortsgruppen kooperieren wir, ohne dass eine Gruppe versucht, der jeweils anderen etwas aufzuzwingen.

Keine Bosse, keine Funktionär*innen

Wir wollen keine Hierarchien, die uns trennen, und begegnen einander auf Augenhöhe. Wir üben übereinander keine Macht aus, sondern bestärken uns gegenseitig und helfen uns dabei, uns selbst zu ermächtigen. Es gibt deshalb bei uns keine Bosse, die Befehle geben könnten.

Wir sind keine Einzelkämpfer*innen, sondern kämpfen gemeinsam und füreinander. Wir wollen keinen Personenkult und keine persönliche Bereicherung. Wir sind kein Karrieresprungbrett und auch kein vermarktbarer Eintrag im Lebenslauf. Wir wollen nicht, dass Einzelne für uns sprechen, oder zum „Gesicht“ unserer Bewegung werden. Deshalb gibt es bei uns keine Funktionäre.

Austausch statt Wettbewerb

Wir treffen unsere Entscheidungen im Sinne des Konsensprinzips, d.h. es geht nicht darum, eine möglichst große Mehrheit für die eigene Position zu rekrutieren, sondern um ehrlichen Austausch, der allen Interessierten die Möglichkeit gibt, sich einzubringen. Entscheidungen, die so getroffen werden, sollen von allen Beteiligten getragen werden können. Das ist wichtig, weil es uns nicht darum geht, Gesetze zu machen, sondern uns untereinander auf Regeln zu einigen, die unsere gemeinsame Arbeit leiten.

Breite Strömung

Obwohl bei uns auch Leute aktiv sind, die Mitglieder verschiedener Parteien sind, ist es uns wichtig, von keiner Partei vereinnahmt zu werden. Wir sind deshalb explizit überparteilich. Wir gehen aber noch einen Schritt weiter: Pluralismus ist als Begriff weitreichender und stärker als Überparteilichkeit, denn er bleibt nicht im engen Diskursraum der professionalisierten Politik stehen, von der wir uns nicht instrumentalisieren lassen wollen. Wir erkennen an, dass sich in unserer Bewegung Leute aus unterschiedlichen Zusammenhängen treffen, mit unterschiedlicher politischer Sozialisierung, unterschiedlichen Meinungen und Schwerpunkten. Es ist uns wichtig, allen Menschen, die sich mit unseren Zielen identifizieren, die Möglichkeit zu geben, sich bei uns einzubringen. Deshalb begreifen wir uns als explizit pluralistisch. Das beinhaltet solidarische Kritik und Vielfalt von Ansätzen.

Menschen, nicht Profite

Konsumkritik ist häufig das erste analytische Angebot, dass Menschen gemacht wird, die sich für Klimapolitik interessieren. Sie kann zu Bewusstseinsbildung beitragen und dabei helfen, Alternativen aufzuzeigen. Wie so häufig ist es auch hier wichtig, nicht beim ersten Schritt stehen zu bleiben, sondern weiterzugehen:

Wir erkennen an, dass der Klimawandel und die Strukturen, die ihn bedingen, nicht durch individuelles Verhalten (etwa Konsum) überwunden werden können, sondern in unserem Produktionssystem wurzeln. Gleichermaßen ist es nicht die Schuld der Arbeiter*innen, wenn in ihren Branchen und Betrieben klimaschädlich gewirtschaftet wird. Die Logik des unendlichen Wachstums und Profits schadet Mensch und Umwelt in vielfältiger und drastischer Weise. Deshalb verstehen wir uns als kapitalismuskritisch, bzw. antikapitalistisch. Wir setzen uns ein für die Entwicklung einer Wirtschaftsform die ökologisch nachhaltig und sozial gerecht ist, sich an menschlichen Bedürfnissen statt an Profit orientiert, und als oberstes Gebot den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen im Sinn hat.

Kein Platz für rechte Hetze

Immer wieder gab und gibt es rechte Bestrebungen, das Thema Ökologie für sich zu vereinnahmen. Das wollen wir nicht zulassen. Wir wollen eine freie und gerechte Welt, und ein gutes Leben für Alle. Wir fordern Respekt vor dem Leben und Menschlichkeit, uneingeschränkt von willkürlichen Merkmalen wie Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung usw. Deshalb verstehen wir uns explizit als antifaschistisch. Faschist*innen und deren Wegbereiter*innen stellen wir uns entschieden entgegen.

Gegen Macker und Sexist*innen

Die Logik des Patriarchats teilt Menschen ein in Herrschende und Beherrschte. Dafür werden willkürliche Merkmale herangezogen, etwa Geschlecht, sexuelle Identität, Körpertyp, etc. Wir verweigern uns diesem Prinzip aus Ausgrenzung und Herrschaftsdenken, und setzen ihm unsere eigenen Werte entgegen: Empathie und Rücksichtnahme, Selbst- und Fremdfürsorge, gegenseitige Hilfe und solidarische Kritik.

Wir sind überzeugt, dass ein gutes Leben für alle sich nicht erreichen lässt, wenn wir patriarchale Strukturen nicht überwinden.

Deshalb verstehen wir uns als feministisch.

Dabei erkennen wir an, dass wir alle in einer sexistischen Gesellschaft aufgewachsen und von ihr geprägt worden sind. Deshalb arbeiten wir beständig daran, auch unsere eigenen Denk- und Verhaltensweisen kritisch zu hinterfragen und uns gegenseitig dabei zu helfen, einen möglichst emanzipatorischen Umgang miteinander zu entwickeln.