Mahnwache Meuthstraße

Ortsgruppe Kaiserslautern

Mahnwache Meuthstraße

Unsere Mahnwache vom 2. bis zum 7. Juni

Im Zuge unserer Kampagne #grünstattgrau gegen die Bebauung des Parkplatzes Meuthstraße haben wir uns dazu entschlossen, eine Mahnwache zu veranstalten. Eine Mahnwache ist ein Camp, das im Versammlungsrecht als demonstratives Mittel gilt und daher beim Ordnungsamt angemeldet werden kann.

Für die Organisation dieses kleinen Zeltlagers hatten wir gerade einmal 9 Tage. Obwohl unsere Ortsgruppe sowas noch nie zuvor gemacht hatte, ist alles glatt gelaufen. Ein gutes Argument dafür, dass sich basisdemokratische Strukturen sehr viel einfacher dem Phänomen der Schwarmintelligenz bedienen können als es in einer Demokratie möglich wäre.

In diesem Artikel wollen wir euch mitnehmen in unsere Erfahrungswelt dieser 5 Tage, die wir auf einem Parkplatz verbracht haben.

Das Problem mit dem Standort

Wer uns in dieser Zeit besucht hat, war oft verwirrt, wieso wir nicht auf dem Parkplatz Meuthstraße campen, wenn wir doch deshalb hier sind. Natürlich finden auch wir, dass die Meuthstraße die beste Option gewesen wäre. Nicht nur, weil dieser Parkplatz Tatort des Geschehens ist, sondern auch, weil dort 32 schattenspendende Bäume stehen.

Doch der Parkplatz wird von der Stadtverwaltung genutzt und gehört auch der Stadt. Und die stellen die 8400 Quadratmeter laut Aussage des Ordnungsamts nicht der Öffentlichkeit zur Verfügung, auch nicht für Geld. Warum dieses Statement für den ganzen Parkplatz gilt, obwohl nur ein Teil davon für die Stadtverwaltung reserviert ist, ist eine Frage, die uns sicherlich unser Oberbürgermeister beantworten könnte.

Neben dem Parkplatz hatten wir auch die Herausforderung zu bewältigen, nach einer Toilettenmöglichkeit zu suchen. Für unser Hygienekonzept hatte uns der Vollzugdienst nämlich die schlüssige Auflage erteilt, eine Möglichkeit in relativer Nähe zu schaffen. Wir haben sämtliche Optionen in der Nähe ausgeschöpft und dann bei der Gartenschau angerufen.

Christine Schweigert, die Leiterin, konnte uns aufgrund der Alarmüberwachung nicht helfen. Allerdings wollte sie das unbedingt. Und da der Parkplatz Ecke Burg- und Mühlstraße während der Saison der Gartenschau zugeteilt war, hatten wir ruck-zuck eine Lösung für das Standortproblem. Und darauf haben wir dann einfach ein Dixiklo gestellt, das wir vom Fridays for Future-Spendenkonto zahlen konnten. Hättest du gedacht, dass du jemals im Leben ein Dixiklo bestellen würdest?

Erstmal ankommen

Am Mittwoch, den 2. Juni war es soweit: Wir hatten ein Klo und einen Platz, um unser Klo abzustellen. Fehlten nur noch Zelte und Pavillons. Und als die standen, war Dekorieren angesagt.

Für große Banner ist es sinnvoll, Secondhandläden abzuklappern. Oft finden sich dort weiße Bettlaken oder sogar große Stoffreste. Mit ein bisschen Farbe entsteht also schnell ein 8 x 1,5 Meter langes Banner mit dem Slogan #grünstattgrau, das gut sichtbar an der Straßenkreuzung aufhängten.

Andere Banner machten auf die Überschwemmungsproblematik, die alten Bäume oder den Zusammenhang mit dem Kapitalismus aufmerksam. Natürlich haben wir mit entsprechenden Bannern auch unsere Solidarität mit dem Hambacher Forst kundgetan.

Auch, wenn wir sehr darauf bedacht waren, unsere Hygieneregeln einzuhalten, war es einfach schön, mal wieder unter Menschen zu sein. Einige Teammitglieder hatten sich noch nie gesehen, weil unsere Orga seit Corona online stattfand und wir seitdem kaum Aktionen gefahren hatten. Und natürlich haben wir auch die Vorteile dieses Privatgrundstücks der Gartenschau genutzt und abends am Lagerfeuer beisammen gesessen.

Unterschriften und Geschichten

Auch mit Petitionen hatte bisher kein Teammitglied Erfahrungen gesammelt. Doch wir wussten, dass diese Kampagne extrem wichtig für unsere Stadt ist und dafür wollten wir jedes taktische Mittel nutzen, das wir konnten.

Von Sonntag, den 30. Mai bis Sonntag, den 6. Juni haben 533 Menschen unterschrieben. Obwohl es in den sieben Tagen viel regnete und wir erst am Donnerstag anfingen, mit unseren Sammelbögen durch die Stadtmitte zu gehen, sind etwa zwei Fünftel davon auf Papier zusammengekommen.

Als klar war, dass die Entscheidung des Stadtrates auf den 12. Juli vertagt werden würde, war unsere Petition leider schon beendet gewesen. Bis wir sie verlängern konnten, sind leider einige Tage vergangen. Doch wir sind uns sicher, dass wir mit deiner Hilfe noch das Quorum von 1200 Unterschriften erreichen können!

Denn, dass unser Kampf wichtig ist, zeigen nicht nur die vielen Kommentare unter der Online-Petition. Als zwei Anwohnerinnen uns bemerkten, kamen sie mit uns ins Gespräch und erzählten, dass sie seit 40 Jahren auf die Platanen vor ihrem Fenster schauen und es nicht fassen können, dass dort stattdessen nun ein 22 Meter hoher Betonklotz hingestellt werden soll.

Eine Viertelstunde später sahen wir sie mit einem Klemmbrett in der Hand auf die Klingel der Burgstraße 65 drücken. Einige Zeit später kamen sie mit ausgefüllten Sammelbögen zurück und teilten uns mit, dass alle Anwohnenden, die sie getroffen hatten, unsere Petition unterschrieben hätten.

Besuchende, die Musik mitbrachten

Wie die beiden Anwohnerinnen, kamen uns viele Menschen besuchen und erzählten ihre Geschichte: Von ihren Kämpfen für eine bessere Stadt, ihrer Jugend in Waldbesetzungen oder über aufgestochene Fahrradreifen.

Doch der schönste Besuch waren die Musizierenden, die uns seit langem oder teilweise sogar zum ersten Mal im Leben ein Akustikkonzert schenkten. Das war so schön, dass wir euch das nicht vorenthalten wollen.

Surfing Horses

Die Surfing Horses haben viele Gesichter. Von ihren langjährigen Fans auch liebevoll „die Horses“ genannt bewegen sie sich gekonnt durch verschiedenste musikalische Gangarten. Mal wird gechillt getrabt, mal aufbrausend galoppiert. Auf zahlreichen Bühnen konnten sie Können bereits unter Beweis stellen. Wenige Hütten blieben unabgerissen, kaum ein Tanzbein ungeschwungen.

Uns mit seiner Präsenz unterstützt hat Sänger Fabian Best aka. Fabi aka. Fabe Horse aka. Fabelove. Zwischendurch entstanden aber auch effektive Duette mit dem Bassisten David Dressler aka. Davelove aka. Black Stallion, der seinen Bass an diesem Abend leider im Stall lassen musste.

Ihr im März erschienenes Album It doesn’t matter if it’s June or Juli gibt’s auf Spotify.

Vielleicht Emma

Vielleicht Emma sind wie der ganze andere Quatsch im Radio… nur besser. Mittelmäßige Riffs, holprige Rhythmen und ein verstimmter Bass ergeben die drölfte DeutschIndiePopRock-Band der letzten Jahre. So wie die Musik ist auch dieser Text vielleicht ein bisschen zu ehrlich… aber selbstgemacht.“

So stellen sich Malte (Gesang), Manuel (Drums) und Max (Bass) auf Bandcamp vor. Dass sie ihr musikalisches Können damit sehr klein reden, davon kannst du dich selbst überzeugen.

Ihre beiden EPs findest du auf Spotify. Ein Klick auf Folgen stellt sicher, dass du die dritte EP nicht verpasst, wenn sie demnächst erscheint!

MON MARI ET MOI

Es war uns ein ganz besonderer Wunsch, dass Shakti und Mathias Paqué uns den HUS-SONG vorspielen. Und als sie dann kamen, kamen sie nichtmal alleine, sondern brachten die gesamte Gruppe einer nachfolgenden Kunstausstellung mit.

Und sie haben gehalten, was sie versprachen: Wir fühlten uns nach ihrem Gig noch besser als vorher schon – obwohl der Liedtext, den sie extra für uns ausgedruckt hatten, dem Schandfleck des Betonklotzes in der Meuthstraße ins Auge sah.

MON MARI ET MOI haben einen lebendigen YouTube-Kanal mit vielen kurzen und knackigen Liedern, welcher sich über Follower freut!

Der liebe Regen

Wie wichtig entsiegelte Flächen für unsere Städte sind, merken wir nicht nur, wenn wir uns im Park die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Wir haben hautnah miterlebt, wie sich kleine Bäche aus dem Regenwasser formten, das auf den Parkplatz der Gartenschau hinabgoss.

Während wir auf das Abendessen warteten, fing es plötzlich an zu gewittern. Eins der Zelte erwies sich als undicht, und der Flecken Grün, auf dem wir unser Lager aufgeschlagen hatten, war sehr schnell von Wasser überflutet und wurde matschig. Bis wir eine Pool-Abdeckplane und Handtücher organisiert hatten, waren wir alle pitschnass – naja, alle bis auf den Glückspilz, der gerade Essen holen war.

Und das war dann auch wirklich gern gesehen. Danach kam dann auch noch ein Mensch, der kaum Deutsch sprach und uns 4 Pizzen und 8 Dosenbiere vorbeibrachte, mit uns anstieß und ohne ein Wort wieder ging. Auch am nächsten Tag brachte er nochmal Bier und Chips und dann sahen wir ihn nie wieder. DANKE lieber Mensch!

Und von einer tollen Person müssen wir hier unbedingt auch noch berichten: Ein Mann, der auf seinem Fahrrad unterwegs war, um sicherzustellen, dass eine Entenfamilie sicher über die Lauterstraße in ihr Zuhause im Japanischen Garten kam. Als die kleinen Tierchen durch einen Regenfluss auf unserem Parkplatz watschelten, war uns klar, dass wir nicht aufgeben können, bis die Lauter offengelegt ist.

Danke!

Vielen Dank an alle, die diese Erfahrung so positiv gemacht haben, wie sie am Ende war. An die, die die Organisation übernahmen, diejenigen, die uns Essen kochten (oder random Pizzen vorbeibrachten), die Menschen, die uns vom Hering bis zum Auto ihre Besitztümer ausliehen, an die vielen Leute, die unsere Posts und die Petition geteilt haben, Danke für die Unterstützung von Greenpeace Kaiserslautern und Danke auch für jede Geschichte, die mit uns geteilt wurde.

Ein besonderer Dank für die Rechercheunterstützung und die Organisation eines Expertengesprächs gilt Peter Ott von Stadt für Alle.

Wir wollen hier auch ganz ehrlich sein: Es war auch harte Arbeit und sehr anstrengend, sowas auf die Beine zu stellen. Unser Team ist gerade durch Corona und geänderte Lebensumstände sehr geschwächt. Wenn du uns mit ein paar Stunden pro Woche unterstützen möchtest, dann ist die einzige Voraussetzung, dass du unser Selbstverständnis gelesen hast. Du musst nicht zur Schule gehen oder studieren, nicht unter 30 sein und auch nicht für eine lebenswerte Zukunft kämpfen wollen. Wobei letzteres natürlich gelogen ist. Schau einfach auf Discord vorbei.