Pressemitteilung
Wir sind politisch und überparteilich!
Anlässlich des globalen Streiktags am 25.09.2020 veranstalteten wir, die Fridays for Future, Ortsgruppe Kaiserslautern gemeinsam mit der Bürgerinitiative „Stadt für Alle“ und der Critical Mass „Lauterer Spazierfahrt“, eine Demonstration zum Thema „Verkehrswende“. Bei der Abschlusskundgebung vor dem Rathaus kam es zu einer Situation, die wir nicht unkommentiert lassen wollen. Tobias Wiesemann sprach als Vorsitzender des BUND Kaiserslautern. Leider nutze er, gleichzeitig Fraktionsvorsitzender der Grünen im Stadtrat, seine Redezeit überwiegend dazu, für die neugebildete Koalition und deren Koalitionsvertrag zu werben. Wiesemann plädierte dafür, den Schulterschluss mit der CDU zu suchen und Menschen zu überzeugen ohne ihre Lebensleistung zu kritisieren.
Dies finden wir, die hauptverantwortlichen Organisationen der Demo, FFF und Stadt für Alle, aus zwei Gründen sehr problematisch: Erstens, dass Tobias Wiesemann seine Redezeit für eine Parteirede genutzt hat. Fridays for Future sowie Stadt für Alle sind unabhängige Bewegungen die sich von keiner Partei vereinnahmen lassen. Demnach ist auch auf unseren Veranstaltungen kein Platz für Parteireden. Zweitens, der Inhalt der Rede. Tobias Wiesemann plädierte für eine klimapolitische Zusammenarbeit, die niemandem auf die Füße tritt. Dies sehen wir als schlicht unmöglich und zugleich gefährlich an, weil sie die gegenwärtig stattfindenden Umweltkatastrophen und die damit verbunde notwendige Solidarität mit den betroffenen Menschen ausblendet. Aktuell werden Südasien, Karibik und Pazifik von Zyklonen und Ostafrika von heftigen Überflutungen heimgesucht. In Lateinamerika stehen Menschen gigantischen Waldbränden und Wasserkrisen gegenüber, welche unmittelbare Begleiterscheinungen der menschengemachten Erderwärmung sind!
Dabei haben die am stärksten betroffenen Menschen am wenigsten zu den weltweiten Treibhausgasemissionen beigetragen! Die Bürger:innen, Regierungen und Unternehmen in USA und EU sind verantwortlich für ca. 50 % der Treibhausgase in der Erdatmosphäre.
Niemandem (in Deutschland) seine Lebensleistung abzusprechen, wie Tobias Wiesemann es forderte, ist angesichts der vielen Menschen, die schon heute aufgrund von Umweltkatastrophen vor dem Nichts stehen und deren „Lebensleistung“ in Trümmern vor ihnen liegt, absolut unangebracht.
Friday for Future ist eine globale Bewegung, die sich für eine Klimapolitik einsetzt, die auch global gerecht ist. Vor allem dort wo ein Großteil der Emissionen verursacht wird, sind dazu radikale Veränderungen notwendig: In unserer Wirtschaft, in unserem politischen System und in unserer Gesellschaft.
Genau hier in Deutschland haben viele durch unsere Art zu wirtschaften sehr profitiert. Daran ist niemand einzeln Schuld. Dennoch tragen wir heute alle gemeinsam die Verantwortung nicht egoistisch an unserem Wohlstand festzuhalten, der auf der Ausbeutung anderer Menschen und endlicher Rohstoffe gründet.
Hier innerhalb Deutschlands muss unsere Solidarität und Unterstützung nicht denen gelten, die an einem „Weiter so“ festhalten wollen, sondern denen die von den notwendigen Maßnahmen zum Klimaschutz existenziell eingeschränkt werden: vor allem Menschen mit geringem Einkommen wie auch gefährdeten Arbeitsplätzen.
Die ökologische und soziale Krise gehören für uns zusammen. Demnach setzen wir uns nicht ausschließlich für Klimaschutz ein, sondern kämpfen für Klimagerechtigkeit — Hand in Hand mit jenen, die am stärksten von der Klimakrise betroffen sind!